Reaktivierung der Bahnstrecke von Brilon nach Brilon-Wald betriebswirtschaftlich zu riskant

Zur Übersicht10.01.2006

Reaktivierung der Bahnstrecke von Brilon nach Brilon-Wald betriebswirtschaftlich zu riskant

(Quelle: Briloner Anzeige, www.briloner-anzeiger.de )

Brilon. (BA) Am Rande des traditionellen Neujahrsempfangs der Stadt Brilon am vergangenen Sonntag gab Bürgermeister Franz Schrewe eine Neuigkeit bekannt, die den Befürwortern der Bahnstreckenreaktivierung von Brilon-Wald nach Brilon-Stadt nicht erfreuen wird: Dem Schienenzweckverband ZRL ist das zu erwartende jährliche Defizit zu hoch.

Der geplante Haltepunkt soll statt 700.000 Euro rund 400.000 Euro kosten. Insgesamt sind einmalige Investitionen von 630.000 Euro notwendig. Um die Strecke betreiben zu können, muss der Pächter bzw. Bediener (Kurhessenbahn) jährlich rund 1,5 Mio. Euro aufwenden.

Zur Diskussion standen drei Anbindungsvarianten von Brilon-Stadt, die zwischen 356 und 890 (neuen) Fahrgästen einbringen sollen. Die attraktivste: Die Verbindung mit dem alle zwei Stunden in Bestwig endenden RE57 aus Dortmund wird bis Brilon-Stadt verlängert. Gleichzeitig gibt es eine zweistündliche Verbindung aus Marburg sowie zusätzlich alle zwei Stunden nur aus Korbach. Unter diesen Umständen sollen 300.000 Euro jährlich aus dem Fahrkartenverkauf erzielt werden. Damit bleibt eine Unterdeckung von ca. 1,2 Mio. Euro.

Der Verband wird wegen der hohen Risiken absehbar keine Bestellgarantie für Personennahverkehr auf der Strecke abgeben. "Für mich folgt daraus wieder einmal, dass wir einerseits realistische Chancen für eine erfolgreiche Zukunftsentwicklung unserer Stadt anpacken müssen, dass wir uns andererseits aber von erkennbar hoch defizitären Projekten - jedenfalls auf lange Sicht - auch verabschieden sollten", erklärte der Bürgermeister. In der nächsten Zeit soll das Thema noch einmal in den städtischem Gremien erörtert werden und eine abschließende Entscheidung aus Sicht der Stadt gefasst werden.
Gerade die angedachte Bahnanbindung in Richtung Paderborn sollte Anlass genug sein, in Brilon, Olsberg und Umgebung über die Zukunft der Bahn in und für die Region zu sprechen. Die Politik ist aufgefordert, die Bevölkerung zu einer lebhafte Diskussion zu motivieren. Vielleicht kommt ja in 2006 der "Bahn-Gipfel".

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