Brilon im Kampf gegen Leukämie

Zur Übersicht27.06.2005

Brilon im Kampf gegen Leukämie

Tübingen / Brilon 273 Menschen aus Brilon und Umgebung ließen sich am 18. Juli vergangenen Jahres als potenzielle Stammzellspender in die DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei gemeinnützige Gesellschaft mbH aufnehmen. Bereits ein knappes Jahr später konnte der erste von ihnen als Lebensretter ausfindig gemacht werden und Stammzellen für einen Leukämiepatienten spenden.

Im vergangenen Sommer rief der Heimatschutzverein Brilon-Wald e.V. die Region dazu auf, sich als potenzielle Stammzellspender registrieren und typisieren zu lassen, um an Leukämie erkrankten Patienten zu helfen. Auslöser war die Erkrankung des Vereinsvorstandmitglieds Karl-Heinz Becker.
273 Menschen ließen sich daraufhin in die DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei gemeinnützige Gesellschaft mbH aufnehmen. Dazu kommen noch 50 Mitarbeiter des Maria-Hilf-Krankenhauses in Brilon, deren Typisierungen Dank der überwältigenden Hilfsbereitschaft der Briloner mit den restlichen Spendengeldern finanziert werden konnten.

Obwohl für Karl-Heinz Becker damals bereits ein passender Spender fest stand konnte die Transplantation nicht mehr durchgeführt werden, da sich sein Gesundheitszustand dramatisch verschlechterte. Er verstarb am 27. Februar dieses Jahres.

Dennoch war die Aktion nicht vergebens: Nur knapp ein Jahr später konnte Christof Eigner als Stammzellspender für einen an Leukämie erkrankten Patienten gefunden werden. Ein großes Glück, denn die Wahrscheinlichkeit, in den ersten 10 Jahren nach der Typisierung tatsächlich Spender zu werden, liegt nur bei etwa einem Prozent. "Das war ein sehr gutes Gefühl", erinnert sich der Schüler. Gezögert habe er keinen Moment lang. "Ich war von Anfang an gut aufgeklärt und sowohl meine Eltern als auch meine Lehrer haben mich bei der Spende unterstützt."

Fünf Tage lang spritzte sich der 18-jährige Briloner einen körpereigenen hormonähnlichen Stoff unter die Haut. Dieses Medikament stimuliert die Produktion der Stammzellen, die dann über ein spezielles Verfahren aus dem Blut gesammelt werden. Während dieser fünf Tage hatte Christof Eigner die bekannten Nebenwirkungen: leichte Kopf- und Gliederschmerzen. Das sei aber durchaus erträglich und mit Paracetamol einfach in den Griff zu kriegen gewesen, erklärt Eigner. Die Spende selbst wurde anschließend in Frankfurt ambulant durchgeführt. Da sie in den ersten zwei Jahren anonym bleiben muss, ist das bislang einzige, was Eigner über "seinen" Patienten weiß, dass dieser 58 Jahre alt und männlich sei. "Nun hoffe ich, dass die Transplantation erfolgreich verlaufen ist und es dem Patienten gut geht", so Eigner.

In Deutschland reißt alle 45 Minuten die Diagnose "Leukämie" einen Menschen aus seinem Alltag. Darunter sind viele Kinder und Jugendliche. Für viele von Ihnen ist die Übertragung gesunder Stammzellen die einzige Überlebenschance, doch für jeden Vierten von Ihnen kann noch immer kein passender Spender gefunden werden. Deshalb arbeitet die DKMS Deutsche Knochenmark-spenderdatei gemeinnützige Gesellschaft mit aller Kraft am weiteren Ausbau der Datei. Als weltgrößte Spenderdatei koordiniert die DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei gemeinnützige Gesellschaft mbH heute vier bis fünf Stammzell- oder Knochenmarkspenden pro Tag. Möglich wurde das nur durch das gemeinsame Engagement Vieler: Über 1,2 Millionen Menschen haben sich seit der Gründung im Jahr 1991 in die DKMS aufnehmen. Typisieren lassen kann sich jeder gesunde Mensch im Alter von 18 bis 55 Jahren. Als gemeinnützige Gesellschaft ist die DKMS bei der Spenderneugewinnung allein auf Geldspenden angewiesen, denn jede Typisierung kostet die DKMS 50 Euro. DKMS- Spendenkonto: 255 556 bei der Kreissparkasse Tübingen, BLZ 641 500 20. Weitere Informationen unter www.dkms.de

Tübingen, den 27. Juni 2005

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