Wie soll das Industriegebiet genutzt werden?

Zur Übersicht05.12.2000

Wie soll das Industriegebiet genutzt werden?

Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren, liebe Brilon-Walder!

Bei der Informationsveranstaltung am 23. November habe ich mitgeteilt, dass ich eine Abstimmung durchführen möchte, um zu erfahren, ob die Bürger ein Kraftwerk haben wollen oder nicht. Diese Befragung erscheint mir nicht mehr erforderlich, weil sich bei mir bisher kein Brilon-Walder während oder nach der Information positiv über das Projekt geäußert hat. Auch viele Mitglieder der Stadtverwaltung und des Stadtrates halten - ebenso wie ich - Brilon-Wald nicht als den geeigneten Standort für ein Kraftwerk, weil es unwahrscheinlich ist, dass hier die entstehende Wärme annähernd vollständig verwendet werden kann. Sie muss teilweise vermutlich sogar in die Hoppecke abgeführt werden.

Viele Bürger haben auch Bedenken wegen der Abluft der geplanten Anlage. Ich habe sie auch, aber nur für den Fall von Störungen, mit denen wir erfahrungsgemäß jedoch rechnen müssen. Trockenes Holz oder Staubfliter entzünden sich oft. Das gab es früher in unserer Holzverkohlungsanlage und das passiert heute auch gelegentlich bei der Firma Egger. Wenn dann aber Holzspäne oder Filter brennen, entstehen große Mengen schädlicher Abgase, die aus unserem engen Tat schlecht abziehen. Auch richtet das dann abfließende Löschwasser Schäden In der Hoppecke an.

Bei Normalbetrieb befürchte ich allerdings keine Probleme mit den Abgasen, da diese sorgfältig gereinigt werden müssen. Bedenken Sie, dass hier im Dorf schon etwa 200 Feuerstellen bestehen, in denen teilweise auch Holz und Papier verbrannt und die Rauchgase nicht gereinigt werden. Es kommen weitere Heizungen hinzu, wenn keine Kraftwerke, dafür aber andere Betriebe gebaut werden.

Mir erscheint es sinnvoll, wenn das Biomasse-Kraftwerk auf dem neuen Gewerbegelände in Brilon am Nehdener Weg errichtet wird. Dort ist viermal so viel Platz wie in Brilon-Wald für Anlagen, welche die Wärme gebrauchen könnten. Dieses Gebiet liegt nicht im Tal und ist wesentlich weiter von der Wohnbebauung entfernt.

Da nicht auszuschließen ist, dass die Landesregierung den Bau eines Kraftwerks in Brilon-Wald durchzusetzen versucht, unterstütze Ich die Unterschriftensammlung gegen den Bau von Kraftwerken bei uns. Ich danke denen, die sich aktiv an der Aktion beteiligen.

Ich habe auch schon mit der Bauverwaltung der Stadt Brilon ein Gespräch geführt über die Möglichkeiten, grundsätzlich die Errichtung Solcher Anlagen durch Festset- zungen im Bebauungsplan zu verhindern. Dies wird jetzt geprüft. Dazu erhielt ich ein Schreiben interessierter Bürger, das ich anliegend ( www.brilon-wald.de/brilon-wald/home/dorf/aktuelles/8/20.html ) veröffentliche, weil es sich in der Zielsetzung mit meiner Meinung deckt.

In den letzten Tagen wurden viele Leserbriefe in den örtlichen Zeitungen veröffentlicht, die sich mit dem Biomassekraftwerk beschäftigten. Vieles, was man lesen konnte, war richtig. Auffallend war aber, dass die Autoren gar nicht direkt betroffen sind, weil sie nicht in Brilon-Wald leben. Hoffentlich kommt es nicht irgendwann so weit, dass Außenstehende versuchen, die Meinung der Einwohner von Brilon-Wald massiv zu beeinflussen. Viele von Ihnen erinnern sich wahrscheinlich noch daran, dass vor etwa 10 Jahren einige Wissenschaftler versucht haben, die Ansiedlung der Fa. Egger zu verhindem, indem sie Greuelmärchen erzählten. Fast hätten sie Erfolg gehabt. Heute sind die Bürger in und um Brilon sehr froh, dass es die Fa. Egger gibt.

Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass wir auf dem ehemaligen Werksgelände keine Wiesen und Wälder schaffen sollen, sondern Betriebe mit Arbeitsplätzen. Unser Tal ist keine sehr attraktive Wohngegend. Es wurde erst besiedelt, als es hier Arbeitsplätze entstanden waren. Nach der Schließung unserer chemischen Fabrik hat sich die Einwohnerzahl erheblich vermindert. Der Wert unser Häuser ist gesunken; die Mieten sind niedriger als in den Nachbargemeinden. Das kann dazu führen, dass sich hier auch Leute ansiedeln, die sich billige Häuser oder Wohnungen leisten können, aber nicht in die Dorfgemeinschaft einfügen, weil sie bald wieder wegziehen wollen. Die Poststelle und die Sparkassenfiliale wurden geschlossen. Die Fahrkartenausgabe wurde durch einen Automaten ersetzt, mit dem man immerhin Fahrkarten für die ganze Bundesrepublik lösen konnte, aber der Ist auch schon wieder verschwunden. Wenn Sie heute mit der Bahn weiter als 100 km reisen wollen, müssen Sie die Fahrkarte in einem der größeren Nachbarorte kaufen.

Verbesserungen der Infrastruktur lassen sich nur erreichen, wenn unser Dorf wächst und dazu brauchen wir Arbeitsplätze!

Dass sich dabei leider auch die Verkehrsbelastung erhöhen wird, ist bedauerlich, aber wahrscheinlich nicht zu vermeiden. Wir sollten aber bei der Auswahl der ansiedlungswilligen Betriebe darauf drängen, dass Anlieferung und Abfuhr nur tagsüber erfolgen.

Dr. Heinz Mirbach, Ortsvorsteher

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