Historie der katholischen Filialkirche St. Joseph in Brilon-Wald

"Aus 75 Jahren"

Kleine Historie anlässlich des 75jährigen Kirchweihjubiläums 2002
- von Josef Hillebrand -

Entstehung

Im Jahre 1905 wurde in der Schulchronik folgender Eintrag vorgenommen:

Die Schulstelle zu Brilon-Wald ist mit keinerlei kirchlichen Ämtern verbunden. Verschiedene Versuche seitens katholischer Gemeindemitglieder, eine Kapelle zu bauen bzw. Sonntagsgottesdienste zu erwirken, sind bis jetzt erfolglos geblieben.

Somit fuhren die Gläubigen aus Brilon-Wald mit der Eisenbahn oder sie gingen zu Fuß nach Brilon und nahmen dort an den Gottesdiensten teil. Infolge des verlorenen Krieges stiegen die Eisenbahnfahrpreise um das fünffache an. Diese machten es den Gläubigen unmöglich, ihrer Sonntagspflicht zu genügen.
Auf Bitten von Herrn Propst Dr. Brockhoff gestattete die bischöfliche Behörde im Jahre 1920, die Feier der hl. Messe im Schulzimmer der hiesigen Schule, bis zur Fertigstellung einer neuen Kirche. Unter großer Freude wurde am Sonntag "Laetare" am 14. März 1920, das erste hl. Meßopfer in Brilon-Wald gefeiert.
Am 13. April 1925 wurde das letzte Mal Gottesdienst in der alten Schule gefeiert. Anschließend wurde in den Räumlichkeiten der Fa. Rohde (Ende Mai) eine "Notkirche" eingerichtet.
Die Stadt Brilon hatte der Kirche einen Bauplatz in der Schlage, nahe der Hirtenwiese geschenkt; unmittelbar daneben, nach Süden anschließend, standen 2 Morgen zum Bau einer Schule zur Verfügung.
Dieses Grundstück zum Bau der Kirche in Größe von 91,56 a war eingetragen unter Flur 34 Bri No 870/56.

Das Provisorium der "Notkirche", die Errichtung der Heilstätte "Johannesstift" sowie die bereits gesparten und gespendeten Gelder (bis 03.10.1923 - 103 726 580 Mark) waren der Anreiz, die Schritte zum Bau der Kirche zu beschleunigen. Die Inflation hatte aber die vorliegenden Gelder fast völlig entwertet. Abhilfe sollte hier das erste öffentliche Volksfest schaffen, das auf der Wiese von Joh. Gruß gefeiert wurde. Das sehr gut besuchte Fest, auch von außerhalb, erbrachte einen Reinertrag für den Kirchenbau von 2700 Mark. Für die damaligen Verhältnisse ein stattlicher Betrag. Dieses Volksfest war übrigens das Gründungsfest des Schützenvereins.
Nunmehr liefen die Planungen für den Kirchenbau an, nachdem der Kirchenvorstand am 24.11.1924 die Finanzierung des Kirchenbaues geregelt hatte. Am 1. Juni 1925 wurde ein Kirchenbauverein gegründet. Die Baupläne waren bereits zuvor von der bischöflichen Behörde genehmigt worden.
Die Fuhrleute Brilon-Walds, vor allem Joh. Gruß Stratmann, bewegten die, zum Teil gespendeten, Baumaterialien.Am 25. Juni 1925 wurde von dem Bauunternehmer Geb. Joh. Dohle, Brilon unter Mitwirkung des Herrn Ing. Pohl und Fabrikbesitzer Rhode im Beisein des Lehrers Strothteicher und der Schulkinder die Winkel zu dem Kirchenneubau geschlagen.
Am 1. Juli 1925 begannen die Ausschachtungsarbeiten; am 28. Juli 1925 wurde der erste Stein zum Kirchenbau gelegt. Die Weihe der Kirche, die dem hl. Joseph als Schutzpatron
anvertraut wurde, fand am 8. Mai 1927 durch Herrn Propst Dr. Brockhoff, Brilon, statt.
Erstmalig war an diesem Tag auch feierlicher Glockenklang im Tal von Brilon-Wald zu hören.
Neben den insgesamt 5 Geistlichen war viel Prominenz aus allen gesellschaftlichen Schichten anwesend. Die Freude an diesem Tag war um so größer, da die Gemeinde schon vorher (1926) zur eigenen Pfarrvikarie ernannt worden war, mit eigenem Seelsorger für die Lungenheilstätte und den Ort.

Nachstehend ein Auszug aus der im Grundstein der neuen Kirche eingemauerten Urkunde:

Im Namen der allerheiligtsten Dreifaltigkeit:

Im Jahre des Heiles 1927, den 8. Mai, am Feste des hl. Joseph, des Schutzpatrons
unserer hl. Kirche.

Heute habe ich diese neuerbaute Kirche zu Brilon-Wald unter Anteilnahme einer großen Anzahl Gläubiger kraft Auftrags der Bischöflichen Behörde zu Paderborn feierlich benediziert und dem hl. Joseph geweiht. …

… Der Stadt und den Privatpersonen, die reichlich geholfen zur Vollendung des Kirchleins, gebührt besonderer Dank.
Der Kirchenvorstand aber kann mit Recht erklären:

"Viel Sorge und Mühe, aber auch viel Freude und Segen.

gez. Msgr. Propst Dr. Josef Brockhoff G.R.
-Kirchensiegel-

Die Baukosten betragen bis jetzt rd. 50000 M. Deren Deckung erfolgte: Durch Sammlung bei Einwohnern v. Brilon-Wald 5000 M, durch Schenkung der Stadt 5500 M, durch Materiallieferung v. verschiedenen Wohltätern 4500 M.
Den Rest zahlt die Kirchenkasse.

Konsekriert wurde die Kirche am 19. Mai 1931 durch Herrn Erzbischof Caspar Klein. Die Reliquien der hl. Märtyrer Amandus - der Geliebte- und Aureus -der Goldene- wurden in die Mitte der Altarplatte gesetzt.

Kirchentätigkeit

Am Weißen Sonntag, 15. April 1928 wurde in der neuen Kirche das erstemal das Fest der Erstkommunion gefeiert; fünf Kinder - Karl Müller, Franz Mertens, Heribert Senge, Josefa Kreuzmann u. Irmgard Wiepen- wurden von Pfarrvikar Ständer zum Tisch des Herrn geführt.
Unmittelbar nach der Kirchenkonsekration am 19. Mai 1931 spendete Erzbischof C. Klein 19 Firmlingen das Sakrament der Firmung.
Pfarrvikar Dr. König gab dem relig. Leben Auftrieb durch die Einrichtung von Fronleichnamsprozessionen. Schon 1933 wurde auf Fronleichnam das Allerheiligste um die Kirche getragen. Im Folgejahr war die erste Pfarrprozession und zwar am Sonntag nach Christi-Himmelfahrt. Bis zum 2. Weltkrieg führten die Prozessionen sogar bis zum Haus Fahle (Hammerweg).
In den 50/60er Jahren führten die Prozessionen abwechselnd in das "Unterdorf" (Stationen u.a. Ehrenmal, Schützenhalle, Kerpsiepen u. Haus Karl Becker) und "Oberdorf" (Stationen u.a., Park Johannesstift, Haus Kliemt, Haus Bödefeld).
Das Johannesstift der Caritas Münster, sowie das Haus Hoheneimberg der LVA Münster prägten das Kirchenleben in Brilon-Wald wesentlich mit, da, bis zur Auflösung der vorgenannten Häuser, die Seelsorge diese beiden Bereiche sowie den Ort gemeinsam umfasste. Die jeweiligen Geistlichen hatten ihre Wohnung in einem der Häuser und wurden dort fürsorglich betreut. Bis 1967 versahen Ordensschwestern den Küsterdienst in St. Joseph. Unvergesslich hier die strenge, aber doch liebe Ordensschwester Rogella. Bereits ab 1929 waren die jeweiligen Brilon-Walder Pfarrvikare auch im benachbarten Upland, vorrangig in Willingen, tätig. Vielfältig und zum Teil unter großen Entbehrungen und Belastungen verrichteten sie auch dort ihre Seelsorge. Vikar Büngener war maßgeblich am Bau der Willinger Kirche beteiligt. Auch nach Gründung einer eigenen Pfarrvikarie in Willingen, im Jahre 1954, war noch weitere Unterstützung durch Brilon-Wald notwendig, da durch den Anstieg der Gästezahlen, das Angebot an Gottesdiensten erweitert werden musste.

Die Geistlichen

Schon am 27.03.1926 gestattete Erzbischof Klein die erste selbständige Vikarstelle in Brilon-Wald. Ernannt wurde hierzu Vikar Michael Schieffer als Hausgeistlicher des Johannesstiftes
und Seelsorger von Brilon-Wald. Die Vermutung liegt nahe, dass diese Genehmigung zu Lasten der Vikarstelle der "Rochusvikarie" in Brilon erfolgte. Trotz deren Auflösung 1923, bestand die Planstelle dort weiter.
Ob Vikar Schieffer sein Amt in Brilon-Wald angetreten hat, kann nicht bestätigt werden. Folgende Vikare waren in St. Joseph tätig:

1926-1930 Vikar Ständer
1930-1933 Vikar Stöhr
1933-1939 Vikar Dr. König
1939-1942 Vikar Ahrens
1942-1946 Vikar Franzkowiak
1946-1947 Vikar Schöpper
1947-1960 Vikar G. Büngener
1960-1973 Vikar W.Eilinghoff
und 1973-1981 Pater Hennecke.

Danach hatte die Pfarrvikarie keinen eigenen Seelsorger mehr.
Die Propstei in Brilon stellte dann folgende Vikare vorrangig für Brilon-Wald ab:

1981-1983 Vikar Silberg
1983-1986 Vikar v. Fürstenberg
1986-1989 Vikar Haaken
1989-1992 Vikar Ischler
1992-1996 Vikar Edeler
1996-2001 Vikar Marx
und ab 2001 Vikar Wulf.

Die Glocken

Landwirt Georg Gruß brachte am 05. Mai 1927 eine vorläufig geliehene Glocke am späten Abend von der Fa. Junker, Brilon. Sie wurde am nächsten Tag montiert und erklang zur Kirchweihe. Diese Glocke steht heute noch auf dem Glockenturm.
1956/57 wurde ein komplettes Geläut installiert. Die 3 Glocken wurden auf die Namen: St. Maria, St. Joseph u. St. Michael geweiht.

Baumaßnahmen

Bedingt durch die Beschaffenheit der Bausubstanz sowie durch defekte Heizsysteme mussten immer wieder Restaurierungen der Kirche von innen und außen durchgeführt werden. Eine grundlegende Innenrenovierung fand u.a.1974 statt (Änderung Fenster im Chor … usw.). Eine totale Außenrenovierung mit Anstrich und Dachneueindeckung fand 1999/2000 statt.

Kircheneinrichtungen

Eine neue Sakristeieinrichtung wurde 1976 angeschafft. Der Kreuzweg wurde vom Franziskanerorden Paderborn errichtet und am 06.05.1930 geweiht. Die Bilder stammen
von H. Weitzner, Paderborn. 1946 wurde der Marienaltar gebaut (durch Julius Mormann), der zur späteren Zeit etwas modernisiert wurde.
Die Josephsfigur wurde 1982 angeschafft.

Die Orgel

Mit der Weihe der neuen Orgel, gebaut von der Fa. Mendel, Rixen (13 Register), am 02.02.1964, wurde das alte Harmonium abgelöst. Für die neue Orgel wurde großherzig gespendet.

Die Organisten

Den Organistendienst übten bis 1944 die Lehrer und Ordensschwestern aus (u.a. Lehrer Strothteicher u. Droste) und weiter: Sr. Liavburga (bis 1967) Marlene Kraft (1944-1953),
Gerda Neuhaus (1949-1973) Heinrich Franz (ab 1952) u. Josef Hillebrand (ab 1968).

Ökumene

Seit ca. 25 Jahren finden evang. Trauerfeiern in der kath. Kirche statt. Auch das "Totenläuten" für evang. Mitchristen erfolgt seitdem von der St. Josephs-Kirche. Der ökumenische Gottesdienst zum jährlichen Schützenfest sowie ein ökumenischer Jugend- und Frauentreff sind weitere Beispiele für eine gute Zusammenarbeit im Sinne der Ökumene.

Die Küsterinnen

Von Beginn an bis 30.04.1967 übten Ordensschwestern, hier überwiegend Schwester Rogella und in Vertretung Schwester Liavburga, den Küstendienst aus. Anschließend, bis April 1976 war Frau Ruth Imöhl als Küsterin tätig. Frau Thea Bamberg von Juni 1976 - bis Juni 2001 und ab Juli 2001 Frau Adelheid Hillebrand.

Der Friedhof

Am 18.11.1946 wurde der Bau des kirchlichen Friedhofs genehmigt. 1948 wurde dieser geweiht. Vorher wurden die Verstorbenen in Brilon beerdigt. Im Jahre 1970 wurde der Friedhof erweitert und erneuert. Die Leichenhalle wurde 1974 im Altbau der Schule errichtet. Seit Jahren übt der Männerchor Brilon-Wald Pflegearbeiten an der Bausubstanz aus.

In Ehrfurcht gedenken wir unserer verstorbenen Gemeindemitglieder, vor allen denen, die sich um unsere Gemeinde verdient gemacht haben und allen Wohltätern.

Sie mögen ruhen in Frieden!

An dieser Stelle ein herzlicher Dank all denen, die sich vielfältig in den 75 Jahren "St. Joseph Brilon-Wald" für die Pfarrvikarie uneigennützig und aufopferungsvoll eingesetzt haben.

Ein weiterer Dank an Alle, die geholfen haben, unser Kirchweihjubiläum vorzubereiten und durchzuführen!