Realitätsnah geübt: Zugunglück im Elleringhauser Tunnel

Zur Übersicht17.10.2003

Realitätsnah geübt: Zugunglück im Elleringhauser Tunnel

Quelle: Briloner Anzeiger vom 22.10.2003 - www.briloner-anzeiger.de

Brilon/Olsberg. (hck) Die Feuerwehren Brilon und Olsberg sowie verschiedene Hilfsorganisationen führten am Freitagabend ab 21.10 Uhr eine vierstündige und groß angelegte Katastrophenschutzübung am und im Elleringhauser Eisenbahntunnel durch. Insgesamt waren 350 Einsatzkräfte mit 70 Fahrzeugen im Einsatz.

Das angenommene Szenario: Ein Zug auf der Oberen Ruhrtalbahn Hagen-Kassel fährt gegen 21 Uhr in den rund 1400 Meter langen Tunnel zwischen Elleringhausen und Brilon-Wald ein und rammt in der Mitte des Tunnels ein nicht zu deutendes Hindernis. Auch ist unklar, ob und wieviele Wagen aus den Gleisen gesprungen sind. Der Zugführer setzt einen Notruf an die Notfallleitstelle der Bahn in Dusiburg ab, die wiederum die Rettungsleitstelle des Hochsauerlandes alarmiert. Wieviele der rund 60 Fahrgäste verletzt sind, ist nicht bekannt. Einige Fahrgäste verlassen sogar den Zug Richtung Brilon-Wald. Der Zug gerät zum Glück nicht in Brand.

Die örtlichen Einsatzkräfte der Feuerwehren Brilon und Olsberg sind informiert. Weitere Kräfte werden nach Eintreffen und erkundeter Lage alarmiert (so auch THW, DRK, MHD). Die Feuerwehr Olsberg ist am westlichen Tunnelportal im Einsatz - die Briloner am östlichen. Von hier aus wird auch das schienen- und straßentaugliche Lösch- und Bergungsfahrzeug der Feuerwehr Brilon eingesetzt. Es ist eines von 13 bundesweit, kostete 450.000 Euro und wurde von der Bahn dauerhaft bereit gestellt, um an älteren und besonders langen Tunneln besonders schnell Hilfe leisten zu können.

Die etwa 60 "verletzten Passagiere" wurden durch das Rote Kreuz Hövelhof und den DLRG Büren entsprechend "geschminkt" und ausgebildet, um das Unglück realistisch darzustellen. 15 von ihnen "erlitten einen Schock" bzw. "verletzten sich leicht", fünf hingegen "schwer", einige davon sind "eingeklemmt". Zehn verlassen den Tunnel, stören aber die Einsatzkräfte. Weitere 20 bereiten keine Probleme. Zehn unverletzte Personen leisten Erste Hilfe.

Die Verletzten wurden mit speziellen Schienenrollwagen befördert und am Tunnelausgang dem Rettungsdienst und den Rettungsorganisationen übergeben, die sie nach einer Erstversorgung in die Verletztensammelstellen in den Schützenhallen Brilon-Wald und Elleringhausen transportierten. Das DRK Meschede richtete eine (reale) Personenauskunftsstelle ein, die Polizei entsandte Notfallseelsorger. Die Rettung der Personen aus Zug und Tunnel, darunter zwei "Schwerbrandverletzte", war nach etwa zwei Stunden um 23.30 Uhr beendet.

Die Lage im Tunnel (kein Licht, kein Wasser, wenig Sauerstoff, keine Notausgänge, keine Funkverbindung) verlangte einiges von den Einsatzkräften ab. So mussten unter anderem 1100m Schlauchleitung verlegt, Funkrelais und Feldtelefone eingesetzt und eine Beleuchtung installiert werden.

"Die Übungsleitung zeigte sich mit dem Einsatzverlauf zufrieden," erklärte Marcus Bange, Sprecher der Feuerwehr Brilon. "Kleinere Probleme werden in den nächsten Wochen bei einer Einsatznachbesprechung der beteiligten Einheiten durchgeführt. Es freut uns, dass die Koordination der verschiedenen Einsatzkräfte von Feuerwehr, DRK, MHD und THW, die einen der Schwerpunkte der Übung bildete, reibungslos funktionierte."
Die Übungsleitung lobte hier insbesondere das problemlose Zusammenspiel der unterschiedlichen Einheiten. Die technische Rettung der Verletzten, sowie die parallelen Maßnahmen (Beleuchtung, Sicherstellung des Brandschutzes, etc.) funktionierten ebenfalls zügig und problemlos.

Im Bereich der Kommunikation über Funk gab es einige Probleme. Insbesondere die Verbindung zur Einsatzstelle im Tunnel war aus technischen Gründen störanfällig. Hier wird die bauliche Nachrüstung des Tunnels der Deutschen Bahn AG durch Verstärkeranlagen, die im nächsten Jahr erfolgen soll, eine erhebliche Verbesserung herbeiführen. Daneben war zu Beginn des Einsatzes eine etwas "schleppende" Versorgung der Verletzten zu beobachten. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Einheiten des Rettungsdienstes bei der Übung nur eingeschränkt vor Ort waren, um für etwaige Notfälle gerüstet zu sein.

Fazit: Die Übung - eine der größten der letzten Jahre in der Region - ist bis auf kleinere Probleme positiv zu bewerten und ein wichtiger Baustein für die Ausbildung der eingesetzten Rettungseinheiten.

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